Deutschlandlieder

von Nedim Hazar Bora

Die Musik der sogenannten türkischen Gastarbeiter in Deutschland, von einem, der dabei war

Nedim Hazar Bora | Deutschland, Türkei | 2023 | 89′ | OmU

Das Thema ist mit einem Film nicht abgehakt! Nach dem letztjährigen Highlight AŞK, MARK VE ÖLÜM aka LIEBE, D-MARK UND TOD (bei UNERHÖRT! 2022 als beste Musikdokumentation des Jahres ausgezeichnet) erreicht uns 2023 der Film von einem, der mittendrin dabei war: Nedim Hazar Bora, in Ankara geboren, in Sydney aufgewachsen und 1980 aus der Türkei aus politischen Gründen in die BRD immigriert. In der BRD hat er sofort begonnen, als Schauspieler zu arbeiten, aber auch viel Musik zu machen, nicht nur, doch eben auch mit zahlreichen Mitgliedern der türkischen Gemeinde. Ab den Nuller Jahren kommt Filmregie zu Hazar Boras mannigfaltigen Tätigkeiten hinzu, diesmal wieder von Istanbul aus. Nach den Gezi-Protesten wird es beruflich für ihn zusehends schwierig. 2018 geht es zurück nach Nordrhein-Westfalen. 2019 organisiert er mit seiner Gruppe “Die Mampen” und unterstützt durch weitere Gastmusiker  – u.a. Eko Fresh – die Musikrevue “Lieder und Geschichten aus dem Transit”. 2021, pünktlich zum 60. Jahrestag des Anwerbeabkommen zur Zuwanderung türkischer Arbeitskräfte in die BRD und unterstützt von Musikstars dieses Milieus aus mehreren Generationen, hebt er dann gemeinsam mit Ruddi Sodemann und einer elfköpfigen Band, deren Eltern aus 15 verschiedenen Nationen nach Deutschland gekommen waren, die Konzertreihe “Deutschlandlieder” aus der Taufe.

Der Film dokumentiert diese Veranstaltung mit Bildern von den wichtigsten ihrer Stationen, mit ganz vielen Zeitzeug:innen-Interviews und kontextualisierenden Unterhaltungen zwischen Hazar Bora und seinen – nicht notwendigerweise aus dem Musikbereich stammenden – Gesprächspartner:innen.

Heraus kommt nicht nur ein Potpourri an musikalischen Stilen, sondern auch ein Medley-Narrativ der Einwanderung, welches auf Sicht- und Hörbarkeit aller besteht, auf konkretem kulturellem Austausch, auf einer  Geschichtsschreibung, die demografische Realitäten anerkennt, und auf einem Gemeinschaftssinn, der eigene Rechte mit Hinzugekommenen zu teilen versteht.

Gast Filmgespräch: Nedim Hazar Bora (Regie)